Das Buchcover – lange weibliche Beine in knallroten Stöckelschuhen, die einem Auto entsteigen – und der Titel lassen keine Fragen offen: In Birgit Bummlers neuestem Kriminalroman, “Dieselschwaden”, stehen die kriminellen Machenschaften der Automobil-und Zuliefererindustrie im Fokus der Aufmerksamkeit und der Stuttgarter Ermittler rund um Kommissar Luca Mazzaro. Eine Prostituierte in einem Edelbordell wird ermordet. Auf einem Zettel, der bei der Toten gefunden wird, stehen drei Namen: Es handelt sich um Manager aus der Branche. Was haben sie mit dem Fall zu tun? Welche Rolle spielen die Geschäftspraktiken und Beziehungen der Männer, die sich nach und nach enthüllen?
Derlei Fragen bilden das Sprungbrett, von dem aus Birgit Hummler ihre Leser in einen Sumpf eintauchen lässt, in dem der Skandal um manipulierte Abgaswerte nur eine von vielen Untiefen ist. Denn Autohersteller ebenso wie Betriebe, mit denen sie Geschäfte machen, bilden nicht nur ein System aus Korruption, Bestechung und Betrug. Vielmehr eröffnet der Mord an der jungen Frau aus Osteuropa Einblicke in die organisierte Kriminalität, in Menschenhandel und Zwangsprostitution.
Auch in ihrem mittlerweile vierten Roman schafft es die in Breisach lebende Autorin, geschickt quasi zwei Krimis miteinander zu verbinden: fiktive Mordgeschichte und allzu wahre illegale Machenschaften in Wirtschaft, Politik und Ges ellschaft . Und auch was ihren Stil angeht, bewältigt die studierte Journalistin sprachlich den Spagat zwischen schnörkelloser, prägnanter Formulierung und einer mal emotional, mal humorvoll, mal regional gefärbten Sprache. Für Eindringlichkeit sorgen Einschübe, in denen eine Freundin der Ermordeten, die junge Prostituierte Alena, zu Wort kommt – mit ihren enttäuschten Hoffnungen, ihren Ängsten, ihrem Schmerz. Gewalt und Skrupellosigkeit, die von der Polizei aufgedeckt werden, bekommen ein Gesicht.
Ein individuelles Gesicht bekommt auch das Ermittlerteam: Wie in ihren vorhergehenden Büchern, so lässt Birgit Hummler auch in “Dieselschwaden” die Perspektive eines speziellen Protagonisten dominieren. Diesmal ist es Luca Mazzaro, ebenso dynamisch wie bisweilen heißblütig, engagiert nicht nur in der Polizeiarbeit, sondern auch beim Jiu Jitsu – und im Verhältnis zur Damenwelt. Als Sahnehäubchen gibt es noch eine Romanze zwischen dem Kommissar und der Tochter eines Zeugen.
Fazit: Wer das Genre des Wirtschaftskrimis, gepaart mit dem Reiz des regionalen Wiedererkennungswerts, goutiert, wird den Geruch der “Dieselschwaden” genießen – gerade weil Birgit Hummler nicht für empfindliche Nasen schreibt.
Bettina Gröber